Der gefährliche See


Viele Besucher hatten sich eingefunden zum Vortrag unseres Teammitglieds Dipl.-Metereologe Alfred Jehle über obiges Thema. Nach der Vorstellung einiger Grunddaten über den Bodensee betonte er, dass dieser durchaus nicht immer so idyllisch ist, wie von Dichtern und Reiseschriftstellern beschrieben. Davon zeugen Wetterextreme und Unglücksfälle am Bodensee und Alpenrhein, die historisch seit Jahrhunderten belegt sind. Meist hatten sie furchtbare Folgen. So gab es nach der Jahrtausendflut 1342 nicht nur Ernteausfälle und Hungersnot, sondern auch eine schlimme Pestwelle. Im 16. Jahrhundert verursachte eine kleine Eiszeit große Schneemassen in den Bergen und mit der Schneeschmelze schwere Überschwemmungen. Infolge der Ausbreitung von Krankheiten starben in Konstanz ca. 1000 Menschen, in Meersburg 280 und in Überlingen 100. Auch in den folgenden Jahrhunderten setzten sich die wetterbedingten Katastrophen am See fort. Teilweise wurde den Hungernden die Auswanderung nach Amerika von den Gemeinden finanziert, um sie nicht durchfüttern zu müssen. Erst mit dem Bau der Eisenbahnlinie und dem Einsatz von Dampfschiffen konnte man im Notfall genügend Lebensmittel herbeischaffen.

Dieser entstand als Impression einer Rundfahrt im eigenen Auto im Juli des ersten Corona-Jahres 2020. Die beiden nutzten in diesem Zeitraum eine Flaute im Pandemie-Geschehen und trauten sich auf die 17-tägige Rundreise. Wie immer selbst geplant und alle Unterkünfte im Voraus gebucht, führte die Fahrt über insgesamt 2500 km vom Bodensee über Österreich in das kleine osteuropäische Land und auf gleiche Art zurück. Für beide war das nicht der erste Kontakt mit Land und Leuten dort, somit gab es auch keinerlei Berührungsängste bei dieser abwechslungsreichen Tour. Auf der Hin- und Rückfahrt gab es zur Stressvermeidung interessante Zwischen-übernachtungen in der Wachau und dem Salzkammergut.

Während man vor der Aufklärung derartige Ereignisse als Strafen Gottes ansah, erkannte man später auch menschengemachte Ursachen: Abholzung der Bergwälder, Verengung der Flussbetten, unprofessioneller Dammbau und Besiedlung von Schwemmland. Ab 1863 wurde dann die Rheinregulierung in Angriff genommen. Anfang des 20. Jahrhunderts gingen die Ausbaupläne soweit, dass man einen Schifffahrtsweg von Konstanz bis zur Nordsee bauen wollte. Zum Glück wurde nichts daraus.

Den Naturgewalten ausgesetzt waren auch die Schiffer und Fischer bei Föhn- und Gewitterstürmen. Alle Waren mussten ja über den See transportiert werden. Ursachen der Unglücke waren aber oft auch zu schwer beladene Schiffe und starke Trunkenheit der Schifferfamilien. Die Fahrt von Schaffhausen bis Lindau dauerte 5 Tage, und die Mannschaft schlief an Bord. Zeitweise betrug der Freitrunk 2 - 3 Liter des gegenüber heute alkoholisch schwächeren Weins. Dieser wurde abgezapft und mit Seewasser aufgefüllt. Beim Transport von Kirschwasser gab es bei jedem Auftauchen eines Kirchturms ein Glas.

Mit der Dampfschiffahrt und dem aufkommenden Tourismus wurden immer mehr Schiffszusammenstöße und -unglücke registriert, auch mit vielen Opfern. Später kamen Segel-, Ruder- und Motorboote dazu. 1989 war so ein Unglücksjahr mit 28 Toten. Nicht zu unterschätzen sind auch die vielen Badeunfälle. In den Anfangsjahren des Badebetriebs konnten viele Menschen ja noch nicht schwimmen.

Der Bodensee ist auch ein riesiger Friedhof von verschiedensten Schiffen und sogar Flugzeugen, diese besonders aus dem 2. Weltkrieg. In Immenstaad entdeckten zwei Schüler das Wrack eines 18 m langen Lastenseglers am Kippenhorn, das im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz ausgestellt ist. Das älteste Wrack, ein ca. 3150 Jahre alter Einbaum, wurde vor Wasserburg gefunden.

Mit einem Rückblick auf die letzte Seegfrörne von 1962/63 endete der hochinteressante Vortrag.

Bürgertreff-Team


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